Werkstoffe verbinden
Die form- oder stoffschlüssige Verbindung unterschiedlichster Werkstoffe, zur Erreichung maßgeschneiderter Endeigenschaften, erfordert vertiefte Prozess- und Werkstoffkenntnisse.
Die in diesem Querschnittsbereich verankerten Forschungsthemen sind unterschiedlichen Arbeitsgruppen zugeordnet und werden im Folgenden dargestellt.
Formschlüssiges Walzen Neue Materialien und Methoden versprechen vielfältige Möglichkeiten, den Gewichtsanteil der Karosserie weiter zu senken. Einer dieser Ansätze ist die Nutzung hybrider Bauteile mit einer Kombination von verschiedenen Werkstoffen. Im Fokus stehen Bauteile, bei denen eine Verbindung aus Stahlblech und Aluminium angestrebt wird. Durch eine entsprechende Oberflächenstruktur soll eine Verklammerung der einzelnen Komponenten und somit eine hohe Verbundfestigkeit erreicht werden. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Aron Ringel. Bild: Formschlüssiger Verbund aus Aluminium und Stahl, Bildrechte: IBF |
Technologie des Walzplattierens Walzplattieren ist ein Fügeprozess, bei dem zwischen mehreren metallischen Fügepartnern durch Walzen und eventueller Erhöhung der Temperatur eine dauerhaft stoffschlüssige Verbindung erzeugt wird. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Aron Ringel. Bild: Plattierpaket im Walzspalt, Bildrechte: IBF/Hydro |
Untersuchung von Verbindungsentstehung und -versagen metallischer Legierungen Das Walzplattieren ermöglicht die gezielte Kombination verschiedener Werkstoffe und damit auch ihrer mechanischen und thermischen Eigenschaften in einem Werkstoffverbund. Da die unter Druckbelastung entstandene Verbindung jedoch durch die Scherbelastung im Walzspaltauslauf wieder aufreißen kann, erfordert die Verbundherstellung zum Teil sehr lange Prozessfolgen, die auch heute noch häufig durch „Trial and Error“ ermittelt werden. Um die Auslegung solcher Prozessketten zu vereinfachen, wurde für das Torsionsplastometer TA STD 812 am Institut für Bildsame Formgebung ein Grundversuch zur Charakterisierung von Verbindungsentstehung und -versagen entwickelt. In diesem Versuch werden die Verbindungspartner induktiv aufgeheizt und unter kombinierter Druck- und Scherbelastung verbunden. Die Prüfung der Verbindungsfestigkeit erfolgt im Anschluss, auf Umformtemperatur, unter einer Kombination aus Zug-, Druck- und Scherbeanspruchung. Das Verfahren ermöglicht somit die Prüfung unter prozessnahen Versuchsbedingungen. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Tobias Teeuwen. Bild: Rotglühende Stahlproben bei der Verbindungsuntersuchung, Bildrechte: IBF |
Finite Elemente basierte Prozessauslegung zur Herstellung von Metallverbundwerkstoffen durch Walzplattieren Das Walzplattieren ermöglicht die Herstellung von Verbundwerkstoffen mit maßgeschneiderten Eigenschaftskombinationen. Bei dem Walzplattieren werden Plattierpartner durch plastische Deformation permanent verbunden. Die Verbundentstehung ist ein komplexer Prozess, der durch Material- und Prozessparameter beeinflusst wird. Am IBF steht eine Abaqus Subroutine für die Berechnung der Verbundentstehung und des Versagens zur Verfügung. In einem DFG-Transferprojekt wird diese Subroutine weiterentwickelt, um effiziente Prozessrouten für neue Werkstoffkombinationen zu erarbeiten. Mit dieser Subroutine und dem Abaqus-Prozessmodell kann jetzt das Walzplattieren abgebildet werden. Die Festigkeit wird in Abhängigkeit von der Oberflächenvergrößerung berechnet. Durch ungünstige Belastungszustände nach dem Walzspalt kann sich der aufgebaute Verbund auch wieder lösen. So können jetzt die Einflüsse von Parametern wie Temperatur und Höhenabnahme auf die Festigkeit und den Verbundzustand simuliert werden. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Holger Brüggemann. Bild: FE Modell zur Berechnung der Verbindungsfestigkeit beim Walzplattieren, Bildrechte: IBF, Hydro |
Ringwalzen von Werkstoffverbunden Werkstoffverbunde bieten durch Kombination unterschiedlicher Werkstoffe in einem Werkstück die Chance, örtlich unterschiedlichen Anforderungen durch maßgeschneiderte Werkstoffauswahl gerecht zu werden. Schwer zu vereinbarende Anforderungen in Hinsicht auf die mechanischen, thermischen oder chemischen Eigenschaften können so aufgelöst oder durch Kombination hochwertiger mit kostengünstigen Werkstoffen die Bauteilkosten reduziert werden. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Laurenz Kluge. Bild: Verbundring nach dem Auftrennen. Außen: 1.4401, Innen: 1.7335, Bildrechte: IBF |
Gießplattieren – Verbundwerkstoffe aus dem Bandgießprozess Plattierte Werkstoffe finden Einsatz in vielen Anwendungsbereichen. Sie erlauben kostengünstig maßgeschneiderte Eigenschaftskombinationen. Aufgrund ihrer großen Verbreitung existieren verschiedene Herstellungsprozesse, jeweils mit ihren eigenen Limitierungen. Das Gießplattieren bildet eine alternative Herstellungsroute, welche die kurze Prozessroute des Zwei-Rollen Bandgießens ausnutzt, um diese Limitierungen zu adressieren. Auf der Anlage des Instituts für Bildsame Formgebung wird ein vorgefertigtes Plattierband in den Gießspalt geführt, wo es sich unter Ausnutzung der Prozesshitze mit dem Gussband verbindet. So ließen sich für verschiedene Stahlkombinationen Bänder mit Dickenverhältnissen von 6:1 bis 10:1 zwischen Guss- und Plattierband herstellen. Die hergestellten Bänder wurde untersucht, um den unterliegenden Verbindungsmechanismus zu beschreiben und zu verstehen. Als nächster Schritt ist die Erforschung der Kombinierbarkeit von Nichteisen-Metallen mit Stahl angestrebt. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Max Müller. Bild: Plattiertes Rohrsegment aus dem Gießplattierprozess, Bildrechte: IBF |